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In der Frankfurter Rundschau (09.11. 2010)
Im Eisbusvor die Werkstore
Ein bunter Wahlkampf hat in Wetzlar viele mobilisiert. Der heimliche Gewinner der Ausländerbeiratswahl in Wetzlar heißt Corrado Fiorita....
Oberbürgermeister Wolfram Dette ruft zur Wahl des Ausländerbeirates auf
Politische Stellungnahme der Internationalen Liste in Wetzlar
„Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht“, soll schon Goethe, der prominenteste Frankfurter (Gast-Wetzlarer), gesagt haben.
Bemühen und bemüht sein ist nicht dasselbe: Bemühen heißt Offenheit, die eigene Kultur zeigen ohne etwas Schönzureden und miteinander reden. Denn wenn man von den Menschen akzeptiert und respektiert wird, ist man dann zu Kompromissen bereit.
Die Internationale Liste will den langfristigen Kommunikations-prozess über das Zusammenleben der Wetzlarer Deutschen und Nichtdeutschen mitgestalten und fördern.
Das schöne Wort Integration
Integration findet im alltäglichen
Leben statt und nicht in Sonntagsreden.
Wir sind uns bewusst, dass dieses Land Millionen Menschen aufgenommen und integriert
hat. Die Integrationsarbeit haben die Gewerkschaften, die Kirchen, die Nachbarschaftshilfen,
die Betriebe und Migrantenselbsthilfevereinen sowie viele engagierte Privatpersonen
schon lange begonnen und zum Teil vollendet.
Inzwischen ist allen bekannt
und langsam auch bewusst, dass, wer in ein Land einwandert, sein Schicksal an
das Schicksal des Landes bindet. Ausgesprochen oder auch unausgesprochen entsteht
ein gegenseitiger Gesellschaftsvertrag zwischen Einwanderer/innen und Einheimischen.
Was beide Seiten für die Integration aufzubringen bereit sind, zeigt sich
in der Bereitschaft, materielle und kulturelle Güter in die neue Gemeinschaft
einzubringen.
Man muss aber immer wieder neu betonen: Es geht nicht nur um das schöne
Wort Integration, sondern auch um die engagierte Abwehr gegen eine gesteuerten
Assimilation und völliger Aufgabe der eigenen Kultur und Religion.
Wenn die Konflikte im Zusammenleben
von Inländern und Zuwanderern weniger werden sollen, muss man die Integration
sehr ernst nehmen. Man muss aufhören zwischen guten und schlechten Immigranten
zu unterscheiden, zwischen Menschen, die der Wirtschaft helfen und solchen,
die die Sozialkassen belasten, zwischen Erwünschten und Lästigen.
Wie schwer und langwierig ist es, das Trauma des Unerwünschtseins zu heilen!
Mit unserem Engagement im Ausländerbeirat wollen wir all jenen widersprechen,
die Integration mit Assimilation gleichsetzen, und deshalb von Einwanderern
verlangen, dass sie ihre alte Identität und ihre ursprüngliche kulturelle
Prägung beim Grenzübertritt ablegen.
Deutschland ein Einwanderungsland
Nach den uns bekannten Statistiken
steht fest, dass inzwischen mindestens 15 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund
in Deutschland leben. Die Diskussion „ist Deutschland ein Einwanderungsland
oder nicht?" ist damit völlig überflüssig. Wir müssen
uns an die Fakten halten. Sie sprechen eine eindeutige Sprache. Zumal schon
jetzt in den großen deutschen Städten ca. die Hälfte der unter
40-Jährigen einen Migrationshintergrund haben.
Geradem den Menschen, deren politische Teilhabe sehr eingeschränkt ist
(Wahlrecht) , wollen wir im Ausländerbeirat ein Forum bieten, wo sie ihre
Belange einbringen können.
Ein Wort zum Islam
In der Tat ist ein institutionalisierter
Dialog mit dem Islam auf Bundesebene überfällig. In dem positiv zu
bewertenden Streit auf den öffentlichen Debattierfeldern zeigt sich die
die Vielstimmigkeit des Islam , der die Vertretungsinteressen der Muslime in
Deutschland zu etablieren versucht.
In den islamischen Organisationen setzt ein Generationenwechsel ein. Der heimatverbundene
Gastarbeiterislam tritt zurück hinter einen Islam, der verbunden ist mit
dem Bekenntnis, dass Muslime hier bleiben und auch sterben werden.
Folglich: Der Islam kann und wird nur durch Muslime verändert werden und
seine Zukunft liegt in Europa – übrigens gleiches gilt für das
Christentum in Afrika. Der praktizierte Rechtsstaat, die offene und demokratische
Gesellschaft sind der beste Nährboden für eine Entwicklung eines offenen
und dialogbereiten Islams.
Wir wollen uns im zukünftigen Ausländerbeirat für Religionsfreiheit
und einen respektvollen Umgang zwischen den Religionsgemeinschaften einsetzen.
Zukunftsfähig
Die Zukunft unserer Gesellschaft
ist keine Frage der Mehrheit oder Minderheit mehr, sondern eine Frage des Zusammenlebens.
Wir haben eine große Verantwortung gegenüber der künftigen Generation.
Wir müssen uns fragen, wie wir die Gettobildung, die zunehmende Selbstisolierung
von jungen Migranten/-innen mit schlechter Bildung verhindern können.
Wir müssen mit Vereinen, Gewerkschaften, Bildungseinrichtungen und religiösen
Gruppierungen kooperieren, um die Bildung von Parallelgesellschaften zu verhindern.
Einseitigen Schuldzuweisungen oder gar Diffamierungen wollen wir entschieden
entgegentreten.
Charta der Vielfalt
Wetzlar ist als Modellregion
der Integration ausgeschrieben worden - ein großer Titel, der aber auch
viele Herausforderungen impliziert.
Daher fordern wir als Internationale (bunte) Liste eine „Charta der Vielfalt“
für Wetzlar. Eine Charta, die allen Bürgerinnen und Bürger eine
gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht.
Die Internationale Liste
Wir setzen uns ein für
Vielfalt und Solidarität. Rassismus und Nationalismus sind uns fremd. Dialog,
Respekt und Interesse für die andere Kultur ist unsere Vorgehensweise.
Das friedliche Zusammenleben ist uns ein wichtiges Ziel.
Wir wollen eine Brücke sein zwischen Zuwanderern und Einheimischen.
Niemand soll sich in Wetzlar fremd oder unerwünscht fühlen!
ARBEITSPROGRAMM
Text
als PDF
Internationale Liste Wetzlar (Liste 1)
Ausländerbeiratswahlen 7.November 2010
5.060 Wahlberechtigte in Wetzlar
Oberbürgermeister Wolfram Dette ruft zur Wahl des Ausländerbeirates
auf
Oberbürgermeister (OB) Wolfram Dette (FDP) hat die 5.060 volljährigen ausländischen Einwohner Wetzlars zur Teilnahme an der Wahl zum Ausländerbeirat der Stadt aufgerufen.
Bei der Wahl am Sonntag, dem 7. November 2010 bewerben sich 44 Kandidaten von vier Listen (1. Internationale Liste, 2. Kulturinitiative, 3. Verein der guten Sitten, 4. Union der Türkischen Kulturvereine) um die 17 Sitze des Gremiums.
„Wer von seinem Wahlrecht Gebrauch macht, stärkt den Ausländerbeirat als Vertretung der ausländischen Einwohner und fördert die Integration. Die Kommunalverfassung gibt dem Beirat wichtige Rechte, wie ein Anhörungs- und Vorschlagsrecht bei allen Angelegenheiten, die Ausländer betreffen", erklärte Dette. Darüber hinaus habe die Stadt Wetzlar in diesem Jahr die Möglichkeiten des Ausländerbeirates erweitert, indem sie ihm ein direktes Antragsrecht an die Stadtverordnetenversammlung eingeräumt hat.
Der Ausländerbeirat hat in der vergangenen Amtsperiode mit einer Reihe von Initiativen und Veranstaltungen die Integration von Migranten gefördert. Am bekanntesten ist das Internationale Kulturfest, das alljährlich auf dem Domplatz gefeiert wird.
Die Vertretung der ausländischen Einwohner in Wetzlar wurde 1987 gegründet und wird am 7. November zum siebten Mal gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei der Wahl 2005 bei zehn Prozent. OB Dette, der auch Wahlleiter ist, hofft, dass dieses Ergebnis deutlich gesteigert werden kann. Wie bei der Kommunalwahl ist das Verteilen der Stimmen auf verschiedene Wahlvorschläge (Panaschieren) und das Anhäufen von bis zu drei Stimmen für einzelne Kandidaten (Kumulieren) möglich.
Für die Ausländerbeirats-Wahl am Sonntag, dem 7. November 2010 wurden drei Wahlbezirke gebildet - mit folgenden Wahllokalen: 1: Neues Rathaus, Ernst-Leitz-Straße 30, 2: Geschwister-Scholl-Schule, Weingartenstraße 19, 3: Stadtreinigung Wetzlar, Altenberger Str. 63. Die Wahllokale sind am Wahltag von 8 bis 18 Uhr für die Stimmabgabe geöffnet. Anschließend werden in den Wahllokalen die Stimmzettel nach bestimmten Kategorien gezählt. Danach erfolgt die Zählung der Personenstimmen aller Wahlbezirke im Neuen Rathaus. Die Auszählung ist öffentlich.
Weitere Informationen erteilt das Wahlamt, Ernst-Leitz-Straße 30, 35578 Wetzlar, Telefon 06441 99-1090.
Am Samstag, dem 30. Oktober 2010 informiert der Ausländerbeirat von 14 bis 16 Uhr an einem Infostand vor dem Herkules-Center in der Bahnhofstraße über die Wahl.
Weitere Infos:
www.wetzlar.de/auslaenderbeirat
www.auslaenderbeiratswahl.de
TOLERANZ (k)ein THEMA - www.jugendnetz-wetzlar.de -
die Wetzlarer Homepage für mehr Respekt untereinander,
mehr Interesse aneinander und mehr Leben miteinander!